Über außergewöhnliche Begegnungen in Budapest
Ich bin Felix und in der ukrainischen Region Transkarpatien geboren und aufgewachsen. Daher spreche ich fließend Ukrainisch. Zudem habe ich einen soziologischen Hintergrund. Das gab mir das Gefühl, geflüchtete ukrainische Familien aktiv unterstützen zu können, die sich in Budapest in Sicherheit bringen.
Angeschlossen habe ich mich dem Verein ‚From Streets to Homes!‘, der ein gemeinsames Mietunterstützungsprogramm mit Habitat for Humanity Ungarn durchführt. In meiner Funktion als Sozialarbeiter betreue ich geflüchtete Familien, vor allem Frauen und ihre Kinder. Ich unterstütze und begleite sie bei alltäglichen Aufgaben, wie der Einschulung von Kindern, Arztbesuchen und der Vorbereitung zur Eingliederung auf den lokalen Arbeitsmarkt.
Seitdem habe ich sehr viele eindrückliche Erfahrungen gesammelt. Besonders berührten mich die Geschichten der Familien, die ich getroffen habe. Meine Tätigkeit bedeutet mir sehr viel, manchmal ist es aber schwer, die Geschichten über den Krieg, die Bombardierungen, Verletzten und Toten auf den Straßen, zu verarbeiten. Da traue ich mich kaum die Frage zu stellen, ob, wann und wie sie es jemals zurück in die Ukraine schaffen werden.
Ein offenes Ohr
Es hilft die Erleichterung auf den Gesichtern der Geflüchteten zu sehen, wenn sie ihre Erfahrungen mit jemanden in ihrer Muttersprache teilen können. Als Betreuer muss ich sehr sensibel auf die jeweiligen Hintergründe der Menschen eingehen. Ich habe immer ein offenes Ohr für sie und helfe ihnen, Stabilität, eine Wohnung und das Vertrauen zu finden, dass sie in Sicherheit sind. All das und insbesondere die Möglichkeit den Betroffenen zu helfen, sie bedürfnisgerecht zu unterstützen und die Ängste zu lindern, bewegen mich tief.
Meine vielleicht außergewöhnlichste Begegnung während meiner Arbeit war mit Anna. Anna war schwanger, als wir anfingen zusammenzuarbeiten. Ich war während der letzten sechs Monate ihrer Schwangerschaft für sie da, begleitete sie zu Arztbesuchen und half ihr sich zurechtzufinden und sprachlich zu vermitteln. Sie hat ihren Sohn Vladyslav im September auf die Welt gebracht und ich durfte diesen kleinen, gesunden Jungen direkt fünf Tage nach seiner Geburt kennenlernen. Er war so winzig! Es war ein überwältigendes Gefühl, an diesem Erlebnis teilhaben zu dürfen. Ich werde diese kleine Familie nie vergessen. Genauso werde ich mich immer an die vielen anderen Geflüchteten erinnern, denen ich jeden Tag begegne. Erinnern werde ich mich an die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, an ihre Träume und Sorgen, an ihre Entschlossenheit und ihre beständige Hoffnung. Mein Wunsch ist, dass sie – mit Hilfe – bald nach Hause kommen werden, sei es eines Tages in der Ukraine oder direkt hier in Budapest.